Vorspann
Im Projekt OrgelSpiel bringt das Instrument selbst eine Vielzahl von Stimmen als eine Art Chorton ein, womit sich in vielerlei Hinsicht arbeiten lässt. Die Geschichte der Orgel geht bis in die Antike zurück und ist bis heute durch eine kontinuierliche Entwicklung geprägt. Sie beeindruckt uns nicht nur wegen ihres gewaltigen Klangs, nicht selten gesteigert zu einem Klangrausch, sondern auch wegen ihrer pompösen öffentlichen Erscheinungen in Kirchen und Konzertsälen. In der Gegenwart hat sie, in vielen Dimensionen und digital konzipiert, Einzug ins Private gefunden. Der klassisch durch den Luftstrom in den Pfeifen erzeugte Ton wird hier digital gespeichert und wiedergegeben, er wird durch ein „digitales Tongedächtnis“ ersetzt. Dies wiederum eröffnet eine Reihe neuer Möglichkeiten für Orgelspiel und Interpretation.Peter Greiber, nachberuflicher Organist an (s)einer digitalen Kirchenorgel, ist fasziniert von den (fast) unbegrenzten Intonationsmöglichkeiten und den damit verbundenen Ausdrucksweisen. Er experimentiert mit ihnen und nutzt sie mit Leidenschaft. Mit entsprechenden Registrierungen lässt sich ein eigentlich „zartes“ Stück in ein „aggressives“ Stück verwandeln und umgekehrt. „Laut“ (monumental) und „leise“ (liedhaft) lassen sich ins Gegenteil verkehren, einzelne Stimmen, die unterschiedlichen Instrumenten und Klangcharakteristiken zugeordnet sind, können kombiniert, hervorgehoben oder in den Hintergrund gerückt werden. In diesem Sinne gibt es außerordentlich viel Spielraum für die Interpretation.
Die Reihe der von Peter Greiber ausgewählten Stücke wird vom PRELUDE IN CLASSIC STYLE des amerikanischen Organisten und Komponisten Gordon Young (1919-1998) eingeleitet. Es verbindet Spielfreude mit Rückblick auf den Orgelgroßmeister Bach, der das Programm insgesamt prägt (in Vorbereitung: J.S. Bach, Albinoni, Gounod und weitere).