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Über das Projekt

Korrespondenzen zwischen Musik und Bild

Die Idee, Musik und Bild im Bezug aufeinander und gleichzeitig mit den Sinnen des Hörens und Sehens zu erfassen, hat in der Musik- und Kunstgeschichte etliche Vorbilder. Bekannt, erfolgreich und vielfach bearbeitet sind die „Bilder einer Ausstellung“, im Jahre 1874 vom russischen Komponisten Modest Mussorgski (1839 – 1881) anlässlich einer Ausstellung seines Malerfreundes Viktor Hartmann komponiert. Die Projekte im Rahmen von mu:si:g sind umgekehrt konzipiert. Den bereits existierenden und von den Interpret_innen ausgewählten Musikstücken sind eigens dazu erstellte Bild-Collagen zugeordnet. Eine Parallele zum Vorgehen von Mussorgski besteht darin, dass die betrachtende Person einbezogen wird. Sie schlendert quasi in einer „Promenade“ (vgl. Mussorgski) von einem Bild zum nächsten. Dabei steht für die Zeit der gespielten Takte jeweils eine Bild-Collage im Fokus, wobei (in mu.si:g) das Bild-Ensemble gleichzeitig als Ganzheit präsent ist. Während des Flanierens ergänzen sich Hören und Sehen. Die Welt der Töne ist flüchtig, schwingt aus und strebt zum nächsten Ereignis. Ein Bild dagegen verharrt statisch in einer Momentaufnahme.

Zu den Musikstücken

Die für mu:si:g ausgewählten Stücke sind in der Regel dreistimmig, einige zweistimmig notiert. In der Bild-Collage spiegelt sich dies in der Aufteilung der Bildfläche in Oben, Mitte, Unten. Im Weiteren spielen Farbklang (fröhlich-heiter, melancholisch, aggressiv) sowie Tempo und Rhythmus eine Rolle. Im Projekt ZusammenSpiel geht es um Kompositionen von Werner Koller. Die Instrumentalisierung bezieht sich in der Regel auf das Zusammenspiel von Klavier (als Pianist wiederum Werner Koller) und einem Streichinstrument (Geige, Viola oder Cello); zur Charakteristik der beteiligten Instrumente vgl. mu.si:g_Zusammenspiel_vorspann). Im Projekt OrgelSpiel steht die „Königin der Instrumente“ im Fokus. Auswahl und Interpretation an der Orgel liegen in den Händen (und Füßen) von Peter Greiber. Die Stücke gehören vorwiegend zum klassischen Repertoire, aber auch andere Kostbarkeiten (u. a. in spielerischer Art vom amerikanischen Organisten Gordon Young) sind vertreten; vgl. mu.si:g_orgelspiel_vorspann).

Bild-Collagen und Bild-Ensembles

„Musik schafft Bilder in der Vorstellung des Hörers“, so Arbonés/Milrud (2021, Die Mathematik der Musik. Rhythmus, Resonanz, und Harmonie, Kerkdriel/NL, S. 61). Räumliches entsteht durch Höhen und Tiefen (vertikale Achse) einerseits und die Zeit (horizontale Achse) andererseits. Es gibt Gleichzeitigkeiten und das Nacheinander, Wiederholungen, Fortsetzungen und Variationen, Unterbrechungen, Verzögerungen und Pausen. Abgebildet ist dies zunächst in der Partitur, in der Musik nach bestimmten Konventionen notiert ist. Eine uns gewohnte Konvention ist die Ähnlichkeit mit einem Text, der von links nach rechts und von oben nach unten geschrieben und gelesen wird. Dieses Prinzip gilt auch für die Komposition der Bild-Collagen, die in Dreierreihen von oben nach unten angeordnet sind. Grundlage für eine Bild-Collage ist ein Papierbild aus dem Atelier Annely Rothkegel (Ölfarbe auf Papier, Format ca. 20 x 20 cm; vgl. Bild_ARchiv). In der Weiterbearbeitung entsteht die Collage durch Platzierung von ausgeschnittenen und übermalten Knopf-Motiven als formale Kreis-Elemente zur Unterstützung der Grobstruktur der Komposition (Vorlagen aus „Knopf – Design“ von Annette Wilzbach und Martina Wilzbach-Wald, 1990, Deutscher Fachverlag, Frankfurt; verfremdete Nutzung mit freundlicher Erlaubnis durch Martina Wilzbach-Wald). Eine weitere Ausarbeitung der Feinstrukturen erfolgt durch zeichnerische Hervorhebungen von Details der Gesamtkomposition (unterschiedlich breite schwarze Linien mit Zeichenstift). Die Bildidee als solche ist inspiriert durch die jeweilige musikalische Komposition und Einspielung. Davon zwar ausgehend, folgen die bildlichen Kompositionen eigenen bildnerischen Prinzipien.